Der Mönch Johannes Cassian (ca. 360 - ca. 435) verbrachte vierzehn Jahre seines Lebens bei den ägyptischen Wüstenmönchen: Experten im spirituellen Leben und in geistigen Kämpfen. Später, als Abt eines von ihm gegründeten Klosters in Marseille, schrieb er in dem Buch Von den Institutionen auf, was er von und mit den heiligen Männern über das geistige Leben gelernt hatte.
- Die erste, grundlegende Arbeit des Mönchs ist der Kampf gegen die Gier beim Essen und Trinken.
- Danach folgen der Kampf gegen die sexuelle Zügellösigkeit,
- der Kampf gegen die Geldgier (überraschendes Kampffeld für Wüstenmönche, die der Welt doch entsagt haben),
- der Kampf gegen den Zorn,
- der Kampf gegen den Trübsinn (tristitia),
- der Kampf gegen den Überdruss (acedia),
- der Kampf gegen die Geltungs- oder Ruhmsucht
- und schliesslich der Kampf gegen den Hochmut.
"Auf dreifache Weise kann man der Gier beim Essen und Trinken Herr werden:Die Fressgier hat auch eine geistige Dimension:
- Die Essenszeiten einhalten
- Den Magen nicht vollstopfen
- Kein Leckermaul sein, das auf Schlemmereien und Extravagantes erpicht ist."
"Denn auch der Geist hat seine schädlichen Speisen, und ist er durch diese fett geworden, dann kugelt er, auch ohne Überfluss an körperlichen Speisen, in den Abgrund der Üppigkeit. Fettmachende Speisen des Geistes sind:Beim Surfen werde ich in Zukunft daran denken! :-)Jede Neugier und alles unstete Herumschweifen des Geistes füttert die Seele mit Schadstoffen."
- Zerstreuung (sehr angenehm zu essen),
- Zorn (bereitet für Augenblicke eine höchst verhängnisvolle Befriedigung),
- Neid und Eifersucht (das sind vergiftende Säfte),
- Eitle Ruhmsucht (ist eine Zeitlang ein ergötzlicher Genuss, macht aber auf die Dauer arm und steril).
(Zitate aus: Johannes Cassian, Spannkraft der Seele, übersetzt und eingeleitet von Thomas und Gertrude Sartory, Herderbücherei Nr. 839.)